erfahrungsbericht_sarakrieg

Praktikumsbericht

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für Interessierte von Sara Krieg

Firma: CKUT 90.3 FM, Montreal, Kanada
Zeitraum: 08/2012 bis 11/2012

Beschreibung der Institution

CKUT 90.3 FM ist seit 25 Jahren das Campusradio der McGill-Universität in Montreal, Kanada. Der nichtkommerzielle Sender konzentriert sich auf alternative Musik, die sich abseits des „Mainstreams“ bewegt und die Grenzen ihrer Genres ergründet. Darüber hinaus fördert der Sender ansässige Künstler, organisiert Veranstaltungen in der Region und zeichnet sich durch seine differenzierte lokale und globale, kulturelle und politische Berichterstattung aus, in der er sich für benachteiligte Minderheiten einsetzt, den “Stimmlosen eine Stimme gibt”. Dadurch ist CKUT stark in der Region verwurzelt. Das gemeinnützige Radio wird von seinen zehn Angestellten und über 300 ehrenamtlichen Mitarbeitern kollektiv und demokratisch verwaltet. Der Sender bietet vor allem Studenten, aber auch Nichtstudenten die Möglichkeit sich ohne viel Erfahrung im Radio auszuprobieren und in einer offenen, gemeinschaftlichen Lernatmosphäre in vielen Bereichen Fähigkeiten auszubilden. Das Radio wird bis zu einem Radius von 200km gesendet, bietet aber auch online einen Livestream und ein Archiv sämtlicher Sendungen der letzten drei Monate an.


© Sara Krieg

Über die Archive der international erfolgreichsten Sendung von CKUT, Wefunkradio, bin ich auf den Sender gestoßen und habe nach meiner Onlinebewerbung und einem kurzen Telefongespräch problemlos einen zweimonatigen unvergüteten Praktikumsplatz in der Musikabteilung erhalten.

Beschreibung des Praktikums

Dort bekam ich schnell den Status der “rechten Hand” der Musikkoordinatorin (Amber Goodwyn, später Joni Sadler), daher war kein Tag wie der andere. Meine Stunden waren flexibel. Anfangs blieb es meist bei den ausgemachten 25 Wochenstunden, aber bereits nach wenigen Wochen habe ich viel mehr Verantwortung übernommen und an manchen Tagen freiwillig bis zu 9 Stunden beim Sender verbracht.

Als Praktikantin in der Musikabteilung hatte ich vielfältige Aufgaben: Bei der Pflege der Musiksammlung sowie dem Anhören und Katalogisieren neuer Veröffentlichungen habe ich meinen musikalischen Horizont stark erweitert und war an elementaren Entscheidungsprozessen beteiligt. CKUT arbeitet noch zum Großteil mit CDs und Schallplatten, daher ist die Archivarbeit besonders wichtig und aufwendig. Sobald ich mit der Abteilungsstruktur, Geschichte und Finanzierung des Senders, dem Aufbau des Archivs sowie der Aufnahme- und Studiotechnik vertraut gemacht wurde, habe ich bei den regelmäßigen General Orientations neue Interessenten begrüßt, durch den Sender geführt und schließlich eingearbeitet und koordiniert, wenn sie sich für eine Mitarbeit entschieden. Damit habe ich ständig an der gemeinschaftlichen produktiven Lehr- und Lernkultur von CKUT teilgenommen.


© Sara Krieg

Ich war jedoch nicht nur hinter den Kulissen tätig, sondern auch aktiv an verschiedenen Sendungen beteiligt. Die Vielfalt sowohl von Sendungen als auch Sendemachern, alle ehrenamtlich, ist sehr groß. Da dem Sender keine Wiedergabelisten und Sendepläne auferlegt werden, sind die Sendemacher inhaltlich sehr frei und müssen sich nur an wenige Vorgaben halten, z.B. die Quote von 35% kanadischen Inhalten bzw. Künstlern und die Beschränkung von Werbung auf vier Minuten pro Stunde. Die Musikabteilung hat ihren eigenen zweistündigen Sendeplatz am Montag nachmittag, New Shit, wo sie neue Veröffentlichungen oder interessante unbekannte Musik spielt sowie Konzerte und Festivals in der Region ankündigt. Als festes Mitglied dieser Abteilung habe ich die Sendung jede Woche mitgestaltet und ko-moderiert. Außerdem war ich für die wöchentliche einstündige Sendung Total Eclipse of the Chart zuständig, in der ich eine Auswahl der CKUT-internen TOP 30-Albumcharts präsentierte. Diese Sendung wird am Vortag produziert und ist oft mit der Einarbeitung neuer Volontäre in die Aufnahmestudiotechnik verknüpft. Darüber hinaus bin ich regelmäßig auch außerhalb der Bürozeiten zum Sender gekommen, um meinen Lieblingssendungen im Studio beizuwohnen und sie mitzumoderieren.

Dazu kamen des Öfteren vereinzelte andere Aktivitäten wie die Mitarbeit bei dem unregelmäßig stattfindenden Verkauf von aussortierten CDs und Platten auf dem Campus, das Aufnehmen und Schneiden von Interviews mit Künstlern, die kreative Mitarbeit an Werbespots, für die CKUT eine eigene Produktionsabteilung hat, das Übernehmen von Telefonschichten beim jährlichen Spendenmarathon des Senders sowie die Produktion eines 15-minütigen Radiostücks über mein Praktikum, das in meiner letzten Woche gesendet wurde.


© Sara Krieg

Fazit

Mein Praktikum bei CKUT hat mir sehr gefallen und mich enorm bereichert. Ich hatte facettenreiche, sinn- und verantwortungsvolle Aufgaben. Sobald ich ausreichend mit dem Sender, seiner Philosophie, seinem Personal und seinen Arbeitsweisen vertraut war, musste die Musikkoordinatorin mich kaum mehr betreuen oder gar dirigieren. Ich habe mich nahtlos ins Team eingefügt und eigenständig engagiert. Dabei habe ich die faszinierende bilinguale lokale Kultur und Musikszene aus der Nähe kennengelernt. Mein kritisches Hören und auch Sehen wurden ständig gefordert und gefördert – bei CKUT muss man ein Ohr für interessante, unkonventionelle Musik haben oder entwickeln. Besonders die Seminare, die ich bei Simon Vincent belegt hatte, waren hier eine hilfreiche Grundlage. Auch meine Kenntnisse in Audiosoftware, die ich zum Beispiel beim EMW-Orchester erlangt habe, konnte ich ausbauen. Besonders viel Spaß hat die Erfahrung gemacht, selbst am Mikrofon im Studio zu sitzen und on air zu sein. Man gewöhnt sich schnell daran und fühlt sich mit der Zeit immer wohler am Mikrofon und am Mischpult, eine wichtige Erfahrung für meine Mitarbeit beim Potsdamer Campusradio FunkUP und für weitere zukünftige Engagements im Radiobereich.

Aus diesen Gründen würde ich jedem Studenten, nicht nur EMW-Studenten, ein Praktikum in einer der Abteilungen von CKUT empfehlen.

Sara hat sich einen Praktikumsplatz bei einem Radiosender in Montreal ergattert. Wollt ihr noch mehr wissen? Dann schaut mal hier:

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