Erfahrungsbericht_LauraBeutel

Persönlicher Erfahrungsbericht

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für ERASMUS-Interessierte von Laura Beutel

Gasthochschule: Universiteit Utrecht
Zeitraum: 08/2013 bis 01/2014

Im Winter 2012 dachte ich das erste Mal über ein Auslandssemester nach, bis Anfang Dezember sollte man sich entscheiden. Schnell fiel meine Wahl auf Utrecht in den Niederlanden, da es dort einen koorperierenden Studiengang gab und ich Lust auf die typisch niederländische gezelligheid hatte. Im Januar erfuhren wir dann, ob wir unseren 1., 2. oder 3. Wunsch bekommen hatten. Da ich nahezu nichts selbst organisieren musste, lief die Anmeldung nach Abgabe der nötigen Dokumente und Besprechung mit dem Erasmus-Koordinator fast von allein. Das International Office in Utrecht ist sehr gut erreichbar und koorperativ. Ansprechpartnerinnen im International Office sind Ingrid Dijkstra, Marleen van der Ven, Laura van der Linde, Nyncke Kramer, Vera Vos-Noot. [...]
Nur bei der Anforderung des Enrolments für das Auslands-BaföG hakte es ein wenig, da ich zu diesem ja noch gar nicht dort studierte. Eine Auflistung der Formulare fand ich ganz einfach auf der Homepage meiner Universität im Bereich des Akademischen Auslandsamtes (AAA).

Das niederländische Semester ist in zwei Blöcke aufgeteilt. So besteht ein ganzes Studienjahr aus block 1, 2, 3 und 4. Verschiedene Kurs werden NUR in den einzelnen Blöcken angeboten, was die Wahlmöglichkeiten weiter begrenzt. Da meistens ein Kurs 7,5 ECTS gibt, belegt man pro block zwei Kurse, wenn man die vollen 30 ECTS am Ende des Semesters erreichen möchte.

Zur Kursregistrierung trägt man sich auf einem Formular Course Registration Form- Exchange Students Faculty of Humanities für die gewünschten Kurse ein, welches man per Mail von der Universität Utrecht zugeschickt bekommt. Man kann hier auch jeweils einen time-slot wählen, da Kurse oft mehrmals angeboten werden. Allerdings klappt das nicht immer. Das Kursangebot findet man hier [...] (weiter auf der gewünschten Fakultät und dann auf more course information).

Die meiste Organisation findet über drei Internet-Kanäle statt. Der erste ist die persönliche Google-Mail-Adresse, die man zu Beginn bekommt. Darüber kommuniziert man persönlich mit dem/der DozentIn oder Referatspartnern.

Weiter kann man über die Internetplattform OSIRIS sein Studium organisieren, einsehen in welchen Kursen man ist, sich wieder austragen und auch seine Endnoten offiziell sammeln. Am wichtigsten ist aber die Internetplattform Blackboard über die der Dokumentenaustausch von z.B. Seminartexten oder schriftlichen Arbeiten stattfindet. Oft kann man auch über einen Link, den der/die DozentIn rumschickt den gesamten Reader im Copyshop vorbestellen. Für alles bekommt man Zugangsdaten von der Universität.

Ein Kurs hat meist zwei Termine in der Woche à 1 Std. 45 Min.. Allerdings kann das abweichen, wenn zum Beispiel zusätzlich eine Filmsichtung jede Woche stattfindet. In manchen Kursen teilen sich die beiden Termine auf eine Vorlesung und ein Seminar auf, in anderen wird nur Seminarunterricht mit viel Mitarbeit abgehalten. Generell wird Gruppenarbeit und aktives Lernen in den Niederlanden groß geschrieben und man lernt dabei extrem viel. In jedem Kurs muss eine Präsentation gehalten werden. Praktische Kurse gab es in meinem Erasmus-Semester nicht.

Ich habe an der humanistischen Fakultät studiert und war eigentlich nicht an z.B. das Fach Media and Performance Studies gebunden. Es gibt auch kaum Probleme in andere Kurse zu kommen, da es ein eher kleines Angebot an Kursen für Erasmus-StudentInnen in den jeweiligen Fächern gibt. Wie es mit den anderen offiziellen Kursen an der Uni Utrecht ist, weiß ich leider nicht, da ich viele interessante Kurse im Erasmus-Bereich gefunden habe. Man studiert immer mit niederländischen StudentInnen zusammen, aber alle Erasmus-Kurse werden immer auf Englisch abgehalten (auch wenn in der Kursbeschreibung manchmal „dutch, english“ steht, das bedeutet meist nur, dass Arbeiten auf Niederländisch geschrieben werden können).

Das Studienklima ist sehr angenehm,da man DozentInnen meist duzt und kollegialer Umgang in den Niederlanden Usus ist. Per Email sind immer alle gut erreichbar und bereit zu helfen. Die Uni an sich ist sehr schön, da ich an dem Campus in der Innenstadt studiert habe, der in verschiedenen alten Villen untergebracht ist und einen kleinen Garten besitzt. Die Bibliothek ist hell und ebenso angenehm als Aufenthaltsort, doch leider deshalb oft überfüllt. In den Prüfungszeiten ein bis zwei Wochen vor block-Ende sind die Öffnungszeiten verlängert. Dort hat man Zugang zu einzelnen Computerplätzen und Kopierern/Druckern und kann sich auch Laptops ausleihen.

Trotz der vielen Gruppenarbeit blieb der private Kontakt zu den niederländischen Studentren eher selten. Dank meines Zusammenwohnens mit zwei Niederländerinnen war ich einer der wenigen ausländischen StudentInnen, die solche nicht zu missende Kontakte hatte. Dank der vielen Willkommensangebote und Tage lernte man quasi automatisch neue Freunde kennen, da alle sehr aufgeschlossen sind und Anschluss suchen. Es gibt als Mentoring das klassische Erasmus Student Network (ESN) , welches Parties, Kennenlernen, Beratung und auch Tandemprogramme organisiert. Man hat einen Termin zu Beginn, der mit Stadtführung und Registrierung ganz praktisch ist und dann bekommt man eine wöchentliche Infomail.

Ich habe keinen Sprachkurs gemacht, da ich wusste, dass meine Kurse auf Englisch abgehalten werden würden und ich nicht rechtzeitig in den Niederlanden hätte sein können. Dafür brauchte ich eine Bestätigung für diese Sprachkompetenz, d.h. Cambridge Zertifikat, IEKTS, TOEFL. Als Deutsche lernt man Niederländisch allerdings recht von allein, wenn man mit Einheimischen in Kontakt steht. Es gibt auch Sprachkurse, die ca. 4 Wochen vor Semesterbeginn anfangen.

Ein Studententicket gibt es leider nicht. Eine Kopierkarte kann man sich kaufen und aufladen. Wenn man sich allerdings ein niederländisches Konto einrichtet, bekommt man die Bankkarte mit „hipknip“. Mit diesem hipknip kann man sich in der Universität Guthaben aufladen und damit Kopieren, Drucken, Scannen und in der Mensa bezahlen.

Utrecht ist eine klassische Kleinstadt mit für die Niederlande typisch hervorragenden Fahrradwegen, weshalb man den öffentlichen Nahverkehr eigentlich gar nicht braucht und der auch nachts nicht fährt. Man darf sogar offiziell Freunde auf dem Gepäckträger mitnehmen. Wichtig ist nur Vorder- und Hinterlampe. Beide bekommt man für 3 Euro bei HEMA.

Die unkomplizierteste Karte für den öffentlichen Nahverkehr ist eine wiederaufladbare OV kaart. Eine Strecke mit dem Bus kostet um die 1,30 Euro, nach Amsterdam kommt man für 14 Euro hin und zurück.

Die meisten Erasmus-Studenten wohnen in Wohnheimen, obwohl es weniger schön und ziemlich teuer ist. Aber die Organisation aus dem Ausland ist hier am einfachsten. Die Plätze sind deshalb schnell weg. Ein Zimmer zu finden ist auch nicht ganz leicht, trotzdem aber möglich. Es gibt diverse Internetseiten, ich habe am meisten übeer kamernet.nl gesucht, die kostenlos, gut eingerichtet und am meisten bekannt ist. Ein Profil anzulegen, lohnt sich und persönliche Texte zu schreiben auch. Nicht zu lang, aber mit ein/zwei Hobbies, die Niederländer sind meistens sehr nett und offen und wollen wissen, wer da wirklich einziehen will, Stichwort gezelligheid.

Nach circa 40 Anschreiben im Mai habe ich darüber ein kleines Zimmer in einer WG am Stadtrand mit zwei Niederländerinnen bekommen. Mit 360 Euro war es für Utrechter Verhältnisse ziemlich günstig. Das Kennenlernen konnte netterweise über Skype stattfinden. Man kann sich aber auch erstmal in einem der vielen Hostels niederlassen und dann mit den neuen Freunden eine Bleibe suchen. So haben das viele meiner Bekannten dort gemacht.
Ber der ING bekommt man gratis ein Studentenkonto. Dafür braucht man den Personalausweis und die Meldenummer, welche man wie oben beschrieben bekommt. Am ersten Willkommenstag mit der ESN bekamen wir eine Simkarte von Lebara in die Hand gedrückt. Das ist ein recht günstiger Prepaid- Anbieter. Man kann sich auch eine Internetflatrate darauf buchen. Gespräche nach Deutschland kosten 1 cent/min. Ich hatte jedoch einen Vertrag bei Ben, den man jeden Monat kündigen kann. Generell sind Handyverträge in den Niederlanden günstiger als in Deutschland. Glücklicherweise musste ich ärztliche Versorgung nicht in Anspruch nehmen und kann daher nur vermuten, dass man einfach zum Arzt gehen kann und durch die deutsche Versicherung überall in der EU mitversichert ist.

Utrecht war eine wunderbare Erfahrung für mich. Obwohl es anstrengender war als an einer deutschen Universität, konnte ich viel Interessantes lernen und es blieb trotzdem genug Zeit für die neuen Freunde, Ausflüge und Parties. Das halbe Jahr ging sehr schnell rum. Ich werde es immer gut in Erinnerung behalten und empfehle jedem diese wunderbare Möglichkeit, sich selbst und verschiedene Menschen aus aller Welt kennenzulernen.

Laura hat die niederländische gezelligheid gesucht und ist in Utrecht nicht enttäuscht worden! Wollt ihr noch mehr wissen? Dann schaut mal hier:

FAQs Utrecht