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Persönlicher Erfahrungsbericht

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für ERASMUS-Interessierte von Mona von Homeyer

Gasthochschule: University of Copenhagen
Zeitraum: 09/2014 bis 01/2015

Ein Semester in Kopenhagen

Da ich schon häufiger in Dänemark im Urlaub gewesen war und mir Kopenhagen auf Anhieb gefallen hatte, stand für mich ziemlich schnell fest, wohin es mich in meinem Auslandssemester führen würde. Alles begann mit der E-mail-Bewerbung bei unserem Erasmus-Koordinator im November 2013. Nachdem ich im Dezember die Zusage erhalten hatte, bekam ich im Januar von der University of Copenhagen eine Einladung zur Online Bewerbung. Bis Anfang Mai hatte ich Zeit, diese auszufüllen. Ebenso beantragte ich mein Auslands-BAföG. Nachdem diese und weitere organisatorischen Formalien erledigt waren, ging es im Juni weiter mit der Wohnungssuche. Zunächst über die Housing Foundation der Kopenhagener Universität, die verschiedene Zimmer und Wohnungen über ihre Website vermittelte. Doch aufgrund eines Zusammenbruchs des Systems und des großen Ansturms, konnte ich auf diese Weise kein Zimmer ergattern, also hieß es, sich selbständig eines zu suchen. Ich meldete ich mich kostenpflichtig auf einer Plattform namens findroommate.dk an. Unter den ca. 5 Antworten auf meine über 30 Anfragen, war die einer Familie, die Zimmer an Studenten vermietete und nach einigen E-mails kam mit der Zusage auch die große Erleichterung, endlich etwas gefunden haben.

Ich hatte wirklich Glück, denn ich wohnte nur 800m von meinem Unicampus und 2km vom Zentrum entfernt. Aufgrund der zentralen Lage und der Größe Kopenhagens, war ich nicht auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen, sondern konnte alles mit dem Fahrrad erreichen und brauchte selten länger als 10-15 Minuten irgendwohin. Auch Supermärkte, Cafés, Restaurants usw. befanden sich in unmittelbarer Nähe. Die Lebenshaltungskosten sind deutlich höher als in Deutschland, sowohl im Supermarkt als auch in Cafés, 5€ für einen Cappuccino ist hier Standard. Aber wie an alles, gewöhnt man sich auch an die Preise und zurück in Deutschland ertappt man sich dabei, die Preise im Supermarkt in Kronen umzurechnen und sich zu wundern, wie billig alles ist.

Das Freizeit- und Kulturangebot in Kopenhagen ist groß. Neben Kinos, Parks, Cafés und natürlich dem Strand, lohnt es sich ins Museum zu gehen, z.B. ins Statens Museum for Kunst und auf jeden Fall nach Louisiana, einem außerhalb von Kopenhagen an der Küste gelegenen Museum für moderne Kunst. Außerdem kann ich einen Besuch im Tivoli empfehlen, einem der ältesten und schönsten Freizeitparks der Welt. Dann gibt es noch die imposante Oper und das Königliche Theater, wo man z.B. für 49DKK (ca. 7€) ins Ballett gehen kann. Ansonsten einfach rumlaufen und sich auch mal verirren, da findet man die interessantesten Dinge.

Mit meinen Unikursen war ich zufrieden, schon im Juni hatte ich zwei Seminare gewählt, die mir jeweils 15 Leistungspunkte bescheren sollten. Ich war im Department Film and Media eingeschrieben, sodass im Kursangebot ein klarer Filmbezug erkennbar war. Die Anforderungen waren für diesen Punkteumfang angemessen. Der Kurs Short Films - an Introduction to Writing, Directing and Producing Short Films, beschränkte sich auf 3 Wochenstunden, verlangte aber viel Investition von Freizeit in praktische Projekte. So realisierten wir in Gruppen innerhalb des Semesters zwei Kurzfilme, was großen Spaß machte und auf jeden Fall zu den Höhepunkten meiner Erasmuszeit gehört. Der andere Kurs, Scandinavian Film and TV, der in 6 Wochenstunden erteilt wurde, verlangte Textarbeit und Filmsichtungen. Beide Kurse konnten entweder mit jeweils einer Hausarbeit oder mündlichen Prüfung abgeschlossen werden. Für einen dritten Kurs schrieb ich mich erst dort ein, einen Danish Culture Course, der sehr empfehlenswert ist, da wechselnde Dozenten über die dänische Geschichte, Literatur, Mentalität, Filmkultur usw. vortragen. Die Atmosphäre an der Uni war sehr angenehm, wozu nicht nur die Dozenten und Mitstudierenden, sondern auch die neuen hellen schönen Innenräume beitrugen. Einzig das Prüfungssystem blieb mir in etwas negativerer Erinnerung, da es mit den sehr strengen Formalien, die verlangt wurden, teilweise unnachvollziehbar war. Es fehlte eine erklärende Einführung, sodass man sich alles aus mehreren Studienordnungen, Formkatalogen usw. selbst zusammenreimen musste, was in der Vorprüfungszeit für zusätzlichen Stress sorgte.

Da meine Kurse alle auf Englisch waren, traf ich dort auf viele andere internationale Studenten, mit denen man schnell in Kontakt kam. Insbesondere die Erfahrung, gemeinsam einen Film zu machen schweißte zusammen. Kontakte zu Einheimischen blieben eher rar, was größtenteils daran lag, dass man doch schnell in seiner "Erasmus-Welt" blieb, sofern man nicht aktiv den Kontakt zu Dänen suchte. Zwar hatte ich schon in Deutschland einen Mini-Dänischkurs belegt, doch leider blieb mir dann mit meinem Kurspensum in Kopenhagen nicht genügend Zeit, meine Kenntnisse auszubauen. So redete ich fast nur Englisch, was auch daran lag, dass fast alle Dänen, auch die ältere Generation, fließend Englisch sprechen und das auch sofort tun, wenn sie merken, dass man Ausländer ist.

Wenn man die Chance dazu bekommt, sollte man sich auf jeden Fall dafür entscheiden im Ausland zu studieren. Es ist eine unbezahlbare Erfahrung, sich in einem fremden Land ein Leben aufzubauen. Für mich jedenfalls war es rückblickend eine sehr schöne, inspirierende und prägende Zeit, die viel zu schnell vorbei war, weshalb ich jedem empfehlen würde, zwei Semester ins Ausland zu gehen.

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